VR im Personalrecruiting: das klingt auf den ersten Blick etwas abwegig. Möchte man die neuen Kolleg*innen doch live kennenlernen. Und die neuen Kolleg*innen sollten auch das Unternehmen und die Mitarbeiter*innen zumindest mal gesehen haben. Es spricht aber auch vieles für Virtual Reality im Recruiting. Seit Corona sind zudem digitale Lösungen im Recruiting keine Seltenheit mehr. Digitale Assessment-Center, Online-Tests und Bewerbungsgespräche via Zoom oder Teams werden immer häufiger eingesetzt. Der Digitalverband Bitkom hat nachgefragt: dreiviertel der befragten Geschäftsführer*innen und Personal*innen führen Bewerbungsgespräche mittlerweile digital. Aber es geht noch mehr…

Fachkräfte-Suche

Eine der häufigsten Fragen in den Unternehmen: wie und woher bekommen wir Fachkräfte. Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen spürbar. Der erste Schritt ist oft der Weg zur Jobbörse. Doch eine textlastige Anzeige kann heute kaum noch überzeugen. Junge Generationen wachsen heute mit digitalen Medien auf: Sie informieren sich im Internet und in sozialen Medien und entdecken dank neuer Technologien die Welt. Es ist daher ein notwendiger Schritt, diese neuen Kommunikationskanäle zu nutzen, um neue und frische Kräfte für Ihr Unternehmen zu gewinnen.

Eine fesselnde Visitenkarte

In den letzten Jahren konnte beobachtet werden, dass auf dem Arbeitsmarkt tiefgreifende Veränderungen stattgefunden haben und die Suche nach begabten Fachkräften zu einem Wettbewerb zwischen Unternehmen um die interessantesten Profile geworden ist. Für potenzielle Kandidat*innen hingegen gewinnen – neben den wirtschaftlichen Perspektiven, die eine Stelle bieten kann – die Qualität des Arbeitsumfelds sowie die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Karriere immer mehr an Bedeutung.

Durch einen virtuellen Rundgang wird auf moderne und innovative Weise ein transparentes und offenes Bild des eigenen Unternehmens vermittelt. Beides sind sehr attraktive Eigenschaften für einen potenziellen Kandidaten, der nicht nur von zu Hause aus einen möglichen Arbeitsplatz besuchen und dessen Räume und Atmosphären erkunden, sondern auch seine zukünftigen Kolleg*innen kennenlernen kann. Tatsächlich ist es innerhalb des virtuellen Rundgangs möglich, durch die verschiedenen Büros zu navigieren und durch die Einbindung von abspielbaren Videos, die dort arbeitenden Menschen, ihre Aufgaben und Eindrücke von ihrer Arbeit kennenzulernen. Für den Fall, dass der oder die KandidatIn zum Vorstellungsgespräch ins Büro kommt, wäre er oder sie in einem vertrauten Umfeld und damit bestens aufgehoben.

Eine kreative Stellenanzeige

Um die neuen Generationen zu erreichen, muss man in der Lage sein, über das inzwischen veraltete Modell der sterilen Textankündigung hinauszugehen. Wenn derselbe Text über dem Schreibtisch des Büros oder des Raums eingefügt wird, den der potenzielle Mitarbeiter/ die potentielle Mitarbeiterin einnehmen wird, gewinnt die Anzeige an Authentizität und Anziehungskraft, sodass sie bereits die ersten Empfindungen des neuen Arbeitsplatzes erleben können, ohne das Zuhause zu verlassen. Per Mausklick könnte er/sie sogar Videos der KollegInnen in der Abteilung oder der/des Schreibtischnachbar*in finden.

Virtueller Rundgang als Vorauswahl

Es kommt nicht selten vor, dass aufgrund von unklaren Aufgabenstellungen ein*e Kandidat*in sich auf eine Stelle bewirbt, die für die Person eiogentlich gar nicht passt. Um Missverständnisse zu reduzieren, ist es möglich, grafische, textbasierte und audiovisuelle Elemente in den virtuellen Rundgang einzufügen, um die Verfahren und Abläufe des Jobs genau zu erklären.

Mit VR-Brille auf Messen

Ein grundlegender Treffpunkt zwischen Unternehmen und MitarbeiterInnen sind Job-Messen: Veranstaltungen, die regelmäßig organisiert werden, um in kurzer Zeit eine große Anzahl von aufstrebenden ArbeitnehmerInnen kennenzulernen. Dabei nutzen einzelne Unternehmen ihre Stände mit riesigen Wandfotos, Broschüren und mehr oder weniger nützlichen Werbe-Gadgets. Ein effektiver Weg, den oder die Kandidat*in zu beeindrucken, besteht darin, das eigene Unternehmen virtuell vor Ort zu besuchen, dank einer komfortablen VR-Brille, die besser als der Flachbildschirm eines Rechners oder Smartphones in der Lage ist, immersiver einzutauchen und mehr zu begeistern, intensiver zu erleben. Auf diese Weise werden die Türen Ihres Unternehmens für die Öffentlichkeit zugänglich und die Interessent*innen direkt in ihre Räume geholt, spannender, einprägsamer und authentischer als eine einfache Broschüre oder die vielen Fotos, die am Stand zu sehen sind.

Vorstellungsgespräche

Das Recruiting in virtueller Realität kann Personalchefs die Möglichkeit geben, mehr Kandidaten zu bewerten, ohne Geld auszugeben, um sie physisch für mehrere Vorstellungsgespräche einzuladen. Es kann auch einige der Hürden beseitigen, mit denen viele Unternehmen bei der Suche nach Top-Talenten konfrontiert sind.

Personalvermittler können Virtual-Reality-Rekrutierungsmethoden mit Kompetenzbewertungen kombinieren, um eine wirklich immersive Bewertung des wahren Talents eines Kandidaten am Arbeitsplatz zu erhalten. Da sich Personalvermittler von irreführenden Lebensläufen entfernen, kann ein umfassender Fähigkeitstest das Wissen hervorheben, das erforderlich ist, um in einer Position erfolgreich zu sein. Talent Trials können über das Bearbeiten von Dokumenten, Tabellenkalkulationen oder Kodieren hinaus erweitert werden, um Präsentationsfähigkeiten, Teamarbeit und andere zwischenmenschliche Fähigkeiten einzubeziehen.

Fehlt die Präsenz?

Jein, denn mit VR wird auch eine Präsenz erreicht. Wir müssen uns davon verabschieden, “Präsenz” immer mit “vor Ort” gleichzusetzen. Andererseits wünschen sich besonders Berufseinsteiger eine reale Begegnung. Viele Personaler, für die digitale Meetings mittlerweile “normal” sind, vergessen, dass das erste Bewerbungsgespräch für einen jungen Menschen extrem aufregend ist. Es fehlt oft der Smalltalk, die freundliche Begrüßung am Empfang, der “reale Kaffee” und die ersten Einblicke ins Unternehmen. Statt dessen folgt nach der Anmeldung zum Online-Meeting eine kurze Begrüßung und gleich das Gespräch. Ein virtueller Rundgang und der Einsatz von VR kann hier ein ganz anderes Gefühl vermitteln. In Studien wurde von Teilnehmern oft gesagt, dass sich ein Gefühl von physischer Präsenz einstelle, wenn der virtuelle Raum betreten wird.

Ressourcen

Klimawandel und Spritpreise sorgen für Unmut, wenn u.U. mehrere hundert Kilometer gefahren wird, um ein Bewerbungsgespräch zu führen. Denn nicht selten ist ein Jobwechsel auch mit einem Umzug verbunden – besonders bei hochqualifizierten Mitarbeiter*innen. Virtuelle Lösungen  für Vorstellungsgespräche sparen hier Kosten für den Bewerber und schonen die Umwelt.

Best Practise

Hier folgen Beispiele aus der Praxis, die zeigen, wie Unternehmen bereits Virtual Reality in der Personalbeschaffung einsetzen.

jet.com

Jet.com ist ein amerikanisches E-Commerce-Unternehmen, das eine breite Palette von Produkten an Kunden im In- und Ausland verkauft. Das Unternehmen nutzt die virtuelle Realität bei der Personalbeschaffung, indem es potenziellen Kandidaten die Möglichkeit gibt, die Unternehmenskultur und die Büroräume zu erleben und sogar einen Vorgeschmack auf die „Happy Hour“-Feierlichkeiten des Unternehmens zu bekommen. Dies gibt den Kandidaten einen Einblick in den potenziellen Arbeitsplatz, an dem sie beschäftigt werden könnten, bevor sie entscheiden, ob das Umfeld zu ihnen passt oder nicht.

Deutsche Bahn

Ein weiteres Unternehmen, das den Einsatz von Virtual Reality in der Personalbeschaffung einsetzt, ist die Deutsche Bahn. Da bei der Einstellung von Positionen wie Zugbegleitern in der Regel wenig bis gar kein Interesse bei jüngeren Generationen besteht, entschied sich das Unternehmen für den Einsatz von Virtual Reality, um jüngeren Menschen ein tieferes Verständnis für die Rolle und die damit verbundenen Verantwortlichkeiten zu vermitteln. Das Ergebnis:  eine enorme Zunahme an Bewerbern mit verbesserten Fähigkeiten und solchen, die wirklich begeistert sind, in der Rolle zu arbeiten.

Commonwealth Bank

Schließlich hat die Commonwealth Bank begonnen, virtuelle Realität einzusetzen, um die Entscheidungsfindung von Kandidaten in realen Szenarien zu testen. Sie vermitteln den Kandidaten Situationen, mit denen ihre Mitarbeiter tatsächlich konfrontiert sind, und verwenden VR, um zu verstehen, wie der Kandidat Entscheidungen in Stress- und Konfrontationssituationen trifft. Dies gibt der Bank ein besseres Bewusstsein für Kandidaten, die die Eigenschaften und Fähigkeiten haben, nach denen sie suchen.

Fazit

In modernsten Personalakquisitionsprozessen sollte eine Strategie, die auf den Möglichkeiten des virtuellen 360°-Rundgangs basiert, nicht fehlen. Natürlich muss der einfache virtuelle Rundgang durch andere Tools wie Recruiting-Videos, Texte und Imagefilme ergänzt werden. VR und AR werden eine zunehmende Bedeutung im Recruiting erlangen. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Bedürfnisse und muss unterschiedliche Profilarten anbieten, daher gibt es keine Standardstrategie. Kontaktieren Sie uns, um die Methode zu finden, die Ihren Anforderungen entspricht.